Freitag, 29. Juni 2012

hurra der fasching ist vorbei

das die dackel-kru nicht auf diesen em-wm-fasching steht ist ja bekannt. hier aber noch ein paar zeilen zum lesen. welchen wir auf einen anderen blog gefunden haben, welcher aber sehr gut zu diesem thema passt. Warum Fußballfans und EM-Jubelperser aneinander vorbeischauen Der Sportsaal möchte nicht zum Blog verkommen, in dem über die Nörgler genörgelt wird. Dennoch ein paar Worte zum Fußball und seiner Verdrehtheit in Zeiten von EM und WM: Fußball ist ein großartiger Sport – das ist Basiswissen. Am schönsten ist er, wenn man Fan einer Mannschaft ist, die man das gesamte Jahr über begleitet – mit der man Höhen und Tiefen erlebt – überragende Siege und niederschmetternde Niederlagen. Das ist etwas sehr persönliches. Als Fan kann man daraus soviel lernen – Demut, Respekt, Gemeinschaft, Glück, Ekstase. Der Fußball bringt einen für ein paar Momente weg vom Alltag, hinein in eine transzendentale Anspannung, in der die Ungewissheit über den Ausgang den kompletten Hormonhaushalt regelt. Es gibt Gefühle, die spürt ein Mensch erst, wenn er Fußball schaut. Es gibt in Deutschland eine ganz besondere Mentalität der Fußballfans. Es geht ihnen um das Pure des Fußballs. 11 Helden gegen 11 Gegner, die Gesänge, die ganz spezielle, individuelle Choreographie jedes Spieltags. Eine Romantik ohne Kommerz und voller Leidenschaft. Eben weg vom Alltag, rein in die Stadien, auf die Bezirkssportplätze. Ein wöchentlich wiederkehrender Rhythmus, der auch die Werktage bestimmt, weil man ihn nie ganz aus den Köpfen bekommt. Und dann gibt es den Nationalmannschafts-Fan. Grundsätzlich fällt es schwer, Fan von etwas zu sein, was nur alle paar Monate stattfindet. Natürlich ist genau das das Glück aller Nationalmannschafts-Fans, denn sie wollen gar nicht mehr Zeit für Fußball aufwenden. Die Kehrseite: Es fehlen die regelmäßigen Emotionen – keine Rituale, keine dauernd existe Leidenschaft. Fußballfans, die sich nur für die Nationalmannschaft interessieren, wissen nicht, was Leiden ist. Sie haben keine Vorstellung von Auswärtsreisen von Osnabrück nach Regensburg, von Bremen nach Freiburg, von Düsseldorf nach Cottbus. Sie kennen keine Demut, keinen Respekt. Die Gelegenheitsfans kennen nur den Erfolg und den auch nur in seiner Reinheit. Sie kalkulieren nicht ein, dass bei 16 Teilnehmern eines Wettbewers 15 zwangsläufig nicht gewinnen. Sie kalkulieren nicht ein, dass Spieler bessere und schlechtere Tage haben – denn sie kennen keinen Saisonverlauf, keine Formschwankungen. Sie kennen nur das Jetzt. Und dann stehen diese Fans vor den Leinwänden der Republik, sie sitzen in den Kneipen, sie fühlen sich angezogen vom Massenphänomen Fußball, dessen ganzsaisonale Fans ganz froh wären, wenn es kein Massenphänomen sein würde. Sie stehen dort und erwarten, dass man ihnen für ihr Fansein nun auch etwas bieten möge. Sie kreieren eine Welt ohne Fehlpässe, ohne vergebene Torchancen, ohne Schwäche. Und bekommen diese Welt auch vorgesetzt von den Medienschaffenden, die von der echten Fußballwelt, die übers Jahr quer durchs Land zieht, auch nur bedingt Ahnung haben. Nicht nur ARD und ZDF, auch sonst völlig fußballaverse Sender und Sendungen wollen am Fußball-Hype partizipieren und bedienen eine Klientel, die es im Fußball so eigentlich gar nicht gibt. Nach jedem Spiel wird dort zur Generalkritik angesetzt: Gomez zu faul, Özil zu langsam, Podolski unsichtbar. Es geht natürlich auch andersrum. Bender heldenhaft, Hummels überragend, Khedira läuft 200 Kilometer pro Spiel. Es gibt in dieser Kritik keine Graustufen, es gibt nur schwarz und weiß. Es gibt an den Stammtischen und den Stehtischen bei Müller-Hohenstein und Co keine Relativierung, es gibt nur klare Kante (als lobendes Gegenbeispiel sei hier überraschenderweise mal Lothar Matthäus als ARD-Experte zu nennen). Es ist wie eine verkrampfte Suche nach Miesepetrigkeit, die sich im Alltag daran erkennen lässt, dass der Deutsche als Ausdruck seines Pessimismus dem Deutschen vorwirft, viel zu pessimistisch zu sein. Also immer drauf! Entweder ein Spieler war super oder bodenlos schlecht (mit der Tendenz immer eher zu schlecht). Nach jedem Kick wird ein Generalurteil gefällt und gerichtet, was der Bundestrainer für das nächste Spiel für Änderungen vornehmen müsste. Das geht so weit vorbei an jeder Fußballrealität, in der ein Trainer Spielern gerne mal über ein paar Spiele hinweg vertraut. Aber es kommt gut an und lässt sich von den Rezipienten wunderbar in die heimische Diskussion tragen und ein Gemeinschaftsgefühl entstehen; denn man ist sich ja einig, dass der Gomez schlecht war und aus der Startelf raus muss. Und so bestätigen sich diese Meinungen immer wieder selbst, denn die anderen, die das im TV auch so gehört haben, vertreten ja die selbe Ansicht. Was passiert da? Die Menschen, die den Fußball sonst für sich beanspruchen, einfach nur gern Fußball gucken (ohne Drumherumspektakel) und durchaus auch Expertentum aufbauen, vertreten plötzlich eine Minderheiten-Meinung. Sie werden für einige Wochen an den Rand des Fußballspektrums getrieben und reagieren entsprechend allergisch. Entweder sie gehen in die Offensive und machen den Gelegenheitsfans ihre Begeisterung madig. Oder sie ziehen sich zurück, lassen sich ihren Lieblingssport verleiden. Zwar sind sie ohnehin nicht geneigt, mit der Nationalelf so mitzufiebern wie mit ihrem Verein. Dennoch haben sie eine Passion für diesen unvorhersehbaren Sport, sie lieben das Adrenalin, das Kribbeln, positive und negative Gefühle – sie verzichten auf all das auch in der Sommerpause nur ungern. Ja, 2006 war das auch alles für die richtigen Fußballfans interessant. Plötzlich gab es schwarzrotgold allenthalben, man konnte auch mit Leuten über seine Passion reden, die einen sonst gesprächstechnisch für einen Outcast hielten. Doch es wird immer schwerer; überall diese geschminkten Fähnchenschwenker, denen man schon von weitem ansieht, dass sie diesen Sport nicht so verstanden haben, dass sie ihn in seiner ganzen Schönheit begreifen. Dass sie (unglücklicherweise) nicht zu den selben Emotionen fähig sind wie der Ganzjahresleider. Beziehungsweise nur wenige von ihnen, die verstehen, dass es Leute gibt, denen dieser Sport immer wichtig ist und die deshalb auch nicht eingreifen wollen in diese Sphären, sondern sich ein wenig demütig verhalten und ab und zu interessiert clevere Fragen stellen. Ich renne ja auch nicht in eine Oper und stehe nach der Vorstellung auf, um das Ensemble auszubuhen, wenn es für mich nicht ansprechend genug war. Nein, das überlasse ich denjenigen, die immer da sind und die wirklich sagen können, ob der Erste Geiger alle Töne getroffen hat oder heute zu oft danebenlag. Es macht nicht immer Spaß, seinen Sport, bei dem man meint sich ganzjährig einen Besitzanspruch zu erwerben, mit diesen Leuten zu teilen. Ob diese Gefühle gerechtfertigt sind, oder nicht, das sollen all die selbsternannten Fußballphilosophen entscheiden, die derzeit landauf und landab auf Sportsendern wie WDR5 versuchen, mir meinen Sport zu erklären. Doch es gibt diese Gefühle. Sie werden von TV und Gelegenheitsfan nicht wahrgenommen werden. Die Gute-Laune-Usedom-Maschinerie mit undifferenzierter Non-Stop-Nörgelei (trotz 9 Punkte aus 3 schweren Spielen), wird immer weiter gehen. Manch einer zählt jedoch schon die Tage bis zum 2. Juli. Dann hat der Spuk zum Glück wieder ein Ende. Denn es gibt diese “Fans” auch im Verein, nur da sind sie glücklicherweise in der Unterzahl.

1 Kommentar:

  1. Tausend Dank für die wahren Worte!!!
    Hab in den letzten Tagen zu oft "Bist kein
    Deutscher?" gehört, wenn ich mein komplettes
    Desinteresse an der EM "offenbarte" - hab in
    den letzten Tagen zu oft Brechreiz verspürt
    bei dumpfem Nationalismus und Ausblenden jegicher Grautöne - hab in den letzten Tagen
    oft mein´ Glubb vermisst!
    Grüße aus Unterfranken Matze
    ....ALLES FÜR DEN GLUBB :)

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